Mit dem neuen Jahr möchte ich auch die Themen für den Blog ein wenig erweitern. Ich habe CharlottenMarotten nie als einen Blog gesehen, den man eindeutig einem Genre zuordnen kann. Meine Foodstyling-Kapazitäten sind begrenzt (was hauptsächlich an meiner mangelnden Geduld liegt), meine Wohnung zu klein und chaotisch für eine Interior-Bloggerin und leider verreise ich nicht monatlich für 3 Wochen nach Südostasien oder Kanada - damit fällt auch das Genre Reise-Bloggerin weg. Am ehesten wäre wohl noch "Lifestyle" als Kategorie zutreffend. Und was ist ein Lifestyle überhaupt? Für mich bedeutet es, mit euch Dinge zu teilen, die mich interessieren, faszinieren und beschäftigen. Großteils sind das natürlich schöne Dinge (Fotos, Rezepte, DIYs, Links) aber hin und wieder möchte ich den Blog auch gerne nutzen, um meine Gedanken zu teilen. Und das betrifft dann meistens die weniger schönen Dinge im Leben. In meinem Kopf gibt es neben drapiertem Frühstück für ein Instagram-Foto und schön eingepackten Weihnachtskeksen auch noch andere Themen. Viele sogar- so viele, dass ich mich entschieden habe eine neue Kategorie einzuführen- die "Sunday thoughts". In regelmäßigen Abständen wird es ein bisschen kritische Gedanken zu lesen geben. Ich hoffe auf eure Rückmeldung und freue mich auch auf Gegenstimmen, Diskussionen oder weiterführende Links.
Es gibt inzwischen zum Glück viele Blogger, die bereits mit gutem Beispiel vorangehen und ihren Blog auch als Plattform nutzen, um auf Missstände hinzudeuten.Sie stellen Fair Fashion vor, ohne Leute wie mich, die dutzende H&M T-Shirts im Schrank haben zu verurteilen. Sondern zeigen einem die Fakten, die man nicht sehen will und so dringend sehen sollte.
Eine solche Bloggerin ist Maddie von
DariaDaria. Vermutlich kennen viele von euch ihren Blog und auch die Anfeindungen, denen sie ausgesetzt ist seit sie sich entschieden hat viele grundlegende Dinge in ihrem Leben zu ändern. Vegan zu essen, bewusst fair produzierte Kleidung zu kaufen und immer wieder unsere Verhaltensweisen zu hinterfragen. In den vergangenen Monaten habe ich ihre Beiträge sehr begeistert verfolgt. Aber nicht nur ihr Blog hat mich motiviert, über mein eigenes Konsumverhalten nachzudenken, auch viele andere bloggen inzwischen über Themen, die unser Verhalten, unsere Gesellschaft und unsere Gewohnheiten bestimmen. Auch Mia ist mir ihrem Blog
heylilahey für mich zu einem großen Vorbild geworden, sie stellt regelmäßig Fair Fashion vor und hat zudem auch viele Posts zum Punkt Nachhaltigkeit. Heute soll es aber ganz um fair produzierte Kleidung gehen- beziehungsweise um nicht fair produzierte Kleidung.
Ich selbst kann gleich mal als schlechtes Vorbild vorangehen. Seit ich denken kann, kaufe ich mit Begeisterung bei H&M und co ein. Das Angebot ist stetig wachsend, für Babies bis zur erwachsenen Frau, Sportsachen, Umstandsmode, Bademode, Schuhe,Unterwäsche- man bekommt quasi alles in einem Geschäft. Zwischen 14 und 20 ging ich nicht oft shoppen, aber wenn es mal soweit war freute ich mich, wenn ich möglichst viel mit nach Hause schleppte. Als Schülerin/Studentin hat man bekanntlich nicht viel Geld, aber darum ging es gar nicht. Selbst wenn ich mehr Geld zur Verfügung gehabt hätte, hätte ich mir lieber 10 T-Shirts gekauft, anstatt eines um den gleichen Preis. Quantität war das Motto! Nach einem Shopping-Tag zählte ich eher die Säcke, anstatt mich über einzelne Hosen oder Kleider (oder auch- EIN Kleid!) zu freuen. Wenn ich nach ein paar Stunden shoppen nachhause kam und nur 1,2 Sachen gefunden hatte, war der Tag für mich nicht erfolgreich. Ich freute mich nicht über die Dinge, die ich gekauft hatte sondern ärgerte mich, dass ich nicht MEHR gefunden hatte. T-Shirts für 20 Euro? Zu teuer! Am liebsten welche um 10 Euro, 5 Euro. Ja sogar um 3 Euro bekommt man ja mittlerweile bei Primark ein T-Shirt! Oft wusste ich dabei zuhause gar nicht mehr genau, was ich gekauft hatte.
Rückblickend gesehen würde ich das nicht gerade als gesundes Konsumverhalten bezeichnen. Allerdings möchte ich auch sagen, dass in einem Alter von 14,15,16 Jahren die Denkweise "so günstig und viel wie möglich" nicht ganz abwegig ist. Aber irgendwann macht man sich dann Gedanken. Wie kann ein T-Shirt 3 Euro kosten? Man liest und hört Beiträge über die
Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern und ist schockiert, doch irgendwie schafft man es nicht, den Bogen zu sich selbst zu spannen.
Doch eines Morgens beim Anziehen fiel mir dann doch das "Made in Bangladesch"-Schild im T-Shirt auf, doch ich schob den unangenehmen Gedanken beiseite. "Dann kauf ich ab jetzt eben nicht mehr so viel Billigmode!" dachte ich mir. Wenn es nur so einfach wäre! Ich kann gar nicht genau sagen, wann der Zeitpunkt war, aber er kam vor ein paar Wochen, als ich mir dachte "Es reicht- ich hab einfach zu viel Kleidung!". Wahrscheinlich fiel mir aus meinem Kleiderschrank gerade ein Stapel Pullover entgegen, dezenter hätte ich mich mit diesem Thema wohl nicht auseinandersetzen können. Auf jeden Fall war ich genervt von mir selbst. Dass ich so viel Kleidung habe, wovon ich einen Großteil nicht anziehe und trotzdem ständig das Gefühl habe, dass ich nichts Passendes finde. Dass ich gerne viele neue Sachen kaufe und es mir bisher so egal war, wer dafür draufzahlt. Dass ich ernsthaft glaube, viel Kleidung zu besitzen, löst irgendwann das "Ich hab nichts zum Anziehen!"-Problem.
Also habe ich radikal ausgemistet. 5 Säcke Kleider aussortiert, alle der Caritas gespendet und mir geschworen, nicht mehr so viel Kleidung neu zu kaufen. Ab sofort wollte ich bewusster und weniger einkaufen! Ein Machtwort war gesprochen. Und dann? 3 Wochen später bestellte ich bei H&M. Weil ich SUPERDRINGEND einen Bikini vor unserem Urlaub brauchte und es so einfach war, 3 Bikinis zu bestellen und davon 1 zu behalten. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich im Internet nach fairer Bademode gesucht habe und nicht wirklich fündig geworden bin (Tipps gerne zu mir bitte!). Hin oder her- ich muss zugeben, dass diese Aktion einfach saublöd war. Ich kann es nicht anders ausdrücken. Alle Vorsätze innerhalb kürzester Zeit über den Haufen geworfen, weil ich nicht gleich bei meiner Recherche fündig geworden bin. Denn natürlich habe ich nicht nur Bikinis bestellt- nein!- auch ein paar T-Shirts und diverses anderes Zeug kamen mit. Sale und so.. Super! Kostet das T-Shirt nicht mehr 10 Euro, sondern nur noch 4 Euro!
Die Augen geöffnet hat mir schließlich mein Freund, der meine Bestellung schief beäugte und mich nur fragte: "Wolltest du das denn eigentlich nicht mehr machen?" Mehr sagte er nicht, mein Gewissen meldete sich sofort. Und er hat verdammt noch mal Recht. Ich möchte gar nicht allen Läden und Labels, die nicht fair und nachhaltig produzieren abschwören. Ich möchte nicht von mir selbst verlangen, nie wieder einen H&M zu betreten. Aber ich kann und will von mir selbst verlangen, ab sofort bewusster darauf zu achten, WAS ich brauche und WOHER es eigentlich kommt.
Es gibt so viele tolle Modeblogs, die dem Thema Fair Fashion viel Raum bieten und regelmäßig fair produzierte Kleidung vorstellen. Das Argument "Ich würde gerne Fair Fashion kaufen, kann es mir aber nicht leisten!" gilt für mich nicht mehr. Ganz oft gibt es faire Alternativen, die fast genausoviel kosten wie die Produkte, mit denen wir ausbeuterische und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen unterstützen. Warum nicht
Schuhe kaufen, die nicht nur hübsch sind sondern auch noch einen Teil der Einnahmen spenden? Warum nicht ein
einfaches T-Shirt kaufen, das genau gleich aussieht wie das Billig-Shirt, nicht wesentlich mehr kostet, dafür aber fair produziert ist? Ich muss nur meinen Hintern hochbekommen und mich informieren. Ein bisschen Zeit investieren, wofür haben wir denn das Internet um Himmels Willen? Maddie hat sogar eine lange
Liste von fairen Shops angelegt, man muss nur noch draufklicken und stöbern.
Der wichtige Punkt in dieser ganzen Diskussion ist meiner Meinung nach aber, auf niemanden mit dem Finger zu zeigen. Ich persönlich finde sehr wohl, dass Modeblogger sich ihrer Vorbildfunktion und ihres Einflussbereiches viel mehr bewusst sein sollten, was jeder daraus macht ist jedoch seine Sache. Ich finde es unmöglich, auf andere Blogger zu zeigen und zu schimpfen "Du trägst aber XY, das ist ja kein nachhaltiges Unternehmen!", während der eigene Kleiderschrank aus allen Nähten platzt. Und auch wenn man selbst das fair-fasion-Vorzeigeleben liebt, es geht nicht darum, möglich wenig (Billigware) oder viel (Fair Fashion) zu besitzen,
ich möchte gerne mein Kaufverhalten vor mir selbst rechtfertigen können. Und das Gefühl habe ich im Moment nicht. Aber ich hätte es gerne und werde daran arbeiten, es in naher Zukunft hoffentlich zu haben.
Wenn Blogger Bik-Bok die Türen einrennen, weil die Shorts "nur 10 Euro" kosten und es außerdem gratis Getränke (wuhuuu!) gibt, meinetwegen! Ich denke mir meinen Teil dazu, aber bevor ich anfange mich in den Shit-Storm einzuklinken, versuche ich erstmal bei mir anzufangen. Denn das ist schwer genug. Ich kann nicht sagen, ob ich nie wieder einen H&M betreten und ab sofort nur noch faire Mode kaufen werde. Vermutlich nicht. Aber ich kann zumindest damit anfangen, mich aktiv damit zu beschäftigen und die Augen aufzumachen.
Zum Geburtstag bekam ich von meinem Freund zwei Stücke von
Armed Angels geschenkt (ein Wink mit dem Zaunpfahl könnte man meinen, für mich zeigt das nur wieder umso mehr, wie sehr er mich unterstützt und wie dankbar ich dafür sein kann).
Anstatt also zu argumentieren, warum ich mich nicht bemühen kann, faire und nachhaltigere Kleidung einzukaufen, könnte ich mal damit beginnen, mich endlich zu bemühen.
Gute Dokus zu dem Thema:
"The true cost" (auf Netflix verfügbar)
"Sweatshop-deadly fashion" (Trailer hier und ganze Folgen hier) Ein Sender hat schwedische Modebloggerinnen nach Kombodscha geschickt in eine Kleidungsfabrik. Mehr muss man vermutlich nicht sagen...
Wie seht ihr dieses Thema? Ist fair produzierte Kleidung für euch wichtig oder Neuland? Habt ihr vielleicht interessante Links dazu?